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Das Spiel mit der Macht – oder auch: Ist Helfen immer eine gute Tat?

Aktualisiert: 5. Juli 2019


Hilfsbereit zu sein ist unbestritten eine positive Eigenschaft. Eine Tür aufzuhalten, einen Platz anzubieten oder eine schwere Tasche zu tragen, das ist eine lobenswerte Geste. Das lernt man schon als Kind. Es geht darum, anderen zu helfen, um ihnen eine Freude zu machen und es ist eine wirklich gute Sache, vor allem, wenn es wirklich aus einem reinen Herzen kommt.


Doch das ändert sich schnell, wenn für erbrachte Hilfeleistungen regelmässige Belohnungen verteilt werden und die Hilfe in der Folge zu einer verkappten Dienstleistung mutiert und gegenseitige Erwartungen entstehen. Bei einigen Arten von Hilfeleistungen werden vielleicht auch Bedingungen vom Anderen an die Hilfe geknüpft. Das kann dann heissen, ich helfe Dir nur im Austausch gegen eine andere (vielleicht noch unausgesprochene) Gegenforderung, eine Hand wäscht die Andere und auch damit wird die Hilfe letztendlich schnell zum Geschäft.


Sehr häufig erlebe ich auch, dass Helfen als ein Zeichen von Potenz gesehen wird. Männer helfen durch ihr Muskel- oder monetäres Vermögen, Frauen durch Dienstleistungen und geniessen dafür im Gegenzug ihre „Macht“. Die Schwäche des anderen schmeichelt dem eigenen Ego, man kann zeigen, wie potent man ist, indem man dem anderen gerne die Verantwortung für dessen Leben abnimmt.


Wir befinden uns also hier in einem abhängigen Verhältnis von Kräften. Jeder dient dem Anderen, seine jeweiligen Bedürfnisse zu erfüllen und man könnte sagen, dass das doch ein prima Sache ist, wenn jeder dem Anderen hilft und dadurch beiden geholfen ist. Und das wäre es auch, wenn von beiden Seiten eine liebende und ehrliche Absicht dahinter stehen würde. Doch ob das so ist, das zeigt sich erst dann, wenn die verborgenen gegenseitigen Erwartungen nicht mehr erfüllt werden und eine der beiden Parteien die ihm zugeordnete Rolle verlassen möchte und das Kartenhaus droht zusammenzubrechen.


Was passiert, wenn der Abhängige plötzlich seine empfangende Rolle aufgeben möchte und plötzlich erstarkt und seine eigenen Entscheidungen treffen möchte? Oftmals wird er in seiner Erstarkung bekämpft, da der ehemals Stärkere dies als Bedrohung seines Einflussbereiches empfindet.


Was passiert, wenn der Unterstützer plötzlich nicht mehr unterstützen möchte und auch Ego-Manipulationen nichts mehr dabei nutzen? Bewunderung oder „Freundschaft“ werden ihm entzogen und er wird nach Möglichkeit gegen einen neuen Unterstützer ausgetauscht. Der Helfende merkt im Nachhinein, dass er nur benutzt wurde.


Das Verhältnis von stark und schwach funktioniert nur solange, wie die gegenseitigen Erwartungen an die Rolle erfüllt werden und man jeweils dem Ego des Anderen dient….


Doch sollte eine ehrliche Hilfe nicht alleine auf Empathie und Menschlichkeit begründet sein?

Wahre Empathie und Menschlichkeit zeigt sich in denen Formen von Hilfe, über die nicht gross geredet wird, die keinen Handel darstellt und die auch nicht gegenüber Dritten „vermarktet“ werden kann und für die in der Folge auch weder bewusst noch unbewusst eine Gegenleistung erwartet wird.


· Einem leidenden Menschen zu helfen, kann durchaus ein Ausdruck von Menschlichkeit sein, wenn dafür kein eigener Vorteil im Vordergrund steht. Empathisch im Blick, wo wahre Bedürftigkeit besteht und wo etwas nur eigenen Vorteilen dienen soll.


· Etwas aus reinem Herzen zu schenken, ohne ein Gegengeschenk oder eine Anerkennung dafür zu erwarten, ist ein klares Zeichen von Liebe. Und ja, auch ein Geschenk annehmen zu können und sich darüber wahrhaftig zu freuen, ohne sich zu einem Gegengeschenk verpflichtet zu fühlen, ist ebenfalls ein Ausdruck wahrhaftiger Liebe


· Stark genug sein, nicht zu helfen, wenn nur Ego-Opfer-Strukturen bedient werden und diese „Hilfe“ den anderen sogar davon abhält, in seine notwendige Eigenverantwortung zu wachsen, kann ein Ausdruck von gelebter Liebe und sogar ein wahrer Dienst am Menschen sein.


Die Angst (>Blog Angst) alleine zu sein, führt oft dazu, dass man sich in gegenseitigen Abhängigkeiten mit anderen Menschen verstrickt, aber sie ist unberechtigt. Wir dürfen vertrauen, dass für uns gesorgt ist und wir wahrhaftig geliebt werden, wenn wir eigenverantwortlich und frei unser eigenes Leben gestalten, ohne Macht-Strukturen in der einen oder anderen Rolle bedienen zu wollen.


Die ehrlichste und wahrhaftigste Hilfe kommt in grösster Not nämlich meist unerwartet von Unbekannten, die zu nichts verpflichtet sind und denen man danach vielleicht auch nie wieder begegnet. Das sind dann die von Gott Beauftragten in dem Sinne


„Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott“ – denn wahre Engel werden jeden Tag geschickt!


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